Mulm oder Detritus in Aquarien

Was ist Mulm oder Detritus in Aquarien?

Mulm ist ein altmodischer Begriff, der in der Aquaristik in den frühen Jahren des Hobbys verwendet wurde. Viele ältere Aquarianer wissen was damit gemeint ist während der jüngeren Generationen eher der moderne Begriff Detritus bekannt ist. In diesem Leitfaden besprechen wir die Vor- und Nachteile von Mulm im Aquarium und wie er aus dem Becken entfernt werden kann.

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Was ist Mulm in Aquarien

Mulm bildet sich aus zersetzenden organischen Stoffen, die sich auf dem Boden und im Filter eines Aquariums ansammeln. Dabei entstehen Ablagerungen aus Fisch-Kot, übrig gebliebenen Futter, verrottende Pflanzenreste und andere organische Stoffe. Mulm ist ein natürlicher Bestandteil in der Natur und gehört zum Kreislauf des Aquariums. Er hat eine wichtige Funktion zur Bildung und Aufrechterhaltung eines gesunden Ökosystems.

Mulm ist der Sammelbegriff für alle organischen Materialien, die sich im Laufe der Zeit auf dem Aquarienboden ansammeln. Die meisten Hobbyisten wollen diese Ablagerung möglichst komplett aus ihrem Aquarium entfernen, weil er unästhetisch aussieht. Doch bevor Sie eine große Reinigungsaktion starten, empfehlen wir zu verstehen, warum Mulm ein natürlicher Bestandteil des Aquarienkreislaufs ist und was es für Alternativen gibt.

Wie sieht Mulm in einem Aquarium aus?

Mulm ist ein braunes bis schwarzes, schleimiges und stinkendes Material aus verrottenden organischen Stoffen, das den Boden eines Aquariums bedeckt. Mulm sieht zwar unschön aus, ist aber ein Zeichen für ein funktionierendes und gesundes Aquarium in dem organische Abfälle natürlich abgebaut werden, vergleichbar mit einem Komposthaufen im Garten.

Vor- und Nachteile von Mulm in Aquarien

Mulm im Aquarium hat sowohl Vor- als auch Nachteile.  Zu den Vorteilen gehören:

  • Entwicklung von nützlichen Bakterien
  • Stabilisierung des Ökosystems
  • Produktion von Nährstoffen
  • Besseres Pflanzenwachstum
  • Produktion von Infusorien und anderen Mikroorganismen

Nachteile von Mulm:

  • Reduktion des Sauerstoffgehalts
  • Erhöhung von Ammoniak- und Nitratwerten
  • Mögliche Verstopfung bei Filtersystemen
  • Mögliche Lichtreduzierung bei Pflanzen
  • Risikoerhöhung von Krankheiten
  • Optisch unansehnlich

Vorteile von Mulm in Aquarien

Hilft, eine stabilere Umgebung zu schaffen

Je nach Beschaffenheit ihres Aquariums, ob mit oder ohne lebende Pflanzen und Fischen, ist Detritus ein natürlicher Weg, um die Aquarienumgebung zu stabilisieren. Eine Armee von Detritivoren (Detritusfresser) verzehren das organisches Material Detritus (Mulm). Es entstehen essentielle Mineralien und Stickstoffverbindungen, die in den Nährstoffkreislauf einfließen und von Pflanzen und Algen genutzt werden können.

Wenn sich Detritus zersetzt, wird Ammoniak freigesetzt. Dieser Prozess ist ein Bestandteil des Stickstoffkreislaufs in dem Ammoniak von Bakterien in Nitrit und dann in Nitrat umgewandelt wird. Alle Prozesse tragen dazu bei, einen stabilen Lebensraum für Fische und andere Wasserlebewesen zu schaffen. Die Bakterien, die Ammoniak in Nitrat umwandeln, sind im Detritus vorhanden, daher ist es wichtig, sie nicht vollständig zu entfernen.

Fördert nützliche Bakterien

Die Wissenschaftlerin Diana Walstad geht in ihrem Buch „Das bepflanzte Aquarium“ ausführlich darauf ein, wie nützliche Bakterien Biofilme und Bioflocken mit Mikroorganismen bilden und wie sie dabei helfen das Ökosystem stabil zu halten. Detritus ist der Lebensraum von Mikroorganismen, weshalb ein ausgewogener Anteil an Detritus im Aquarium vorhanden sein muss. Bakterien, Mikroalgen helfen Krankheiten vorzubeugen, indem sie mit schädlichen Bakterien um Platz und Nahrung konkurrieren.

Setzt Nährstoffe für Pflanzen frei

Detritus ist nur das Biotop für nützliche Bakterien, sondern auch eine Quelle für Nährstoffe, die für das Pflanzenwachstum wichtig sind. Zu diesen Nährstoffen gehören Stickstoff, Phosphor und Kalium. Diese Nährstoffe sind zwar auch in Fischabfällen und nicht gefressenen Lebensmitteln enthalten, aber Detritus ist eine konzentriertere Quelle für sie. Das macht ihn zu einem wichtigen Bestandteil des Aquarienkreislaufs für bepflanzte Becken.

Steigert das Pflanzenwachstum

Die Freisetzung von Nährstoffen aus Detritus kommt nicht nur den vorhandenen Pflanzen zugute, sondern fördert auch neues Wachstum, weil es eine konstante Nährstoffquelle darstellt, auf die die Pflanzen zugreifen können.

Unterstützung des Wachstums von Infusorien

Detritus trägt nicht nur zur Steigerung des Pflanzenwachstums bei, sondern kann auch das Wachstum von Infusorien fördern. Infusorien sind winzige Lebewesen, die eine wichtige Nahrungsquelle für Fischbrut und kleine Fische darstellen. Detritus dient als Brutstätte für diese Organismen und bietet ihnen Nahrung und Schutz.

Nachteile von Mulm in Aquarien

Detritus hat zwar viele Vorteile, aber es gibt auch einige Nachteile zu beachten.

Kann die Ammoniak- und Nitratwerte erhöhen

Einer der Hauptnachteile von Detritus ist, dass er die Ammoniak- und Nitratwerte erhöhen kann. Wenn sich Detritus zersetzt, wird Ammoniak ins Wasser abgegeben. Dies kann bei entsprechender Menge zu einem sprunghaften Anstieg des Ammoniakspiegels führen, der für Fische schädlich sein kann. Detritus kann auch die Nitratwerte erhöhen, wenn ein zu hoher Anteil an Stickstoff vorhanden ist, der von Bakterien in Nitrat umgewandelt wird. Dieses Problem tritt jedoch nur dann auf, wenn das Aquarium nicht richtig durchströmt wird oder die Detritusschicht zu dick ist.

Kann Probleme mit der Filtration verursachen

Detritus kann auch Probleme mit der Filterung verursachen, indem es ihn verstopft, wodurch sich die Filterleistung verringert. Wenn sich Mulm im Filter ansammelt, kann dies zu einer Verringerung des Wasserdurchflusses und einem Anstieg des Ammoniakgehalts führen. Um dies zu vermeiden, sollten Sie den Filter regelmäßig mit Aquarienwasser reinigen.

Reduziert den Sauerstoffgehalt

Ein weiterer Nachteil von Detritus ist, dass er den Sauerstoffgehalt im Wasser reduzieren kann, weil bei der Zersetzung Sauerstoff verbraucht wird. Die Menge des Sauerstoffs die verbraucht wird, hängt von der Menge des vorhandenen Mulms und der Menge des Sauerstoffs im Wasser ab. Wenn nicht genug Sauerstoff im Wasser ist, können Fische und andere Wasserlebewesen ersticken.

Verhindert, dass Pflanzen Licht bekommen

In der Regel sammelt sich Detritus am Bodengrund des Aquariums an. Es kann jedoch auch passieren, dass er sich auf den Pflanzenblättern ablagert. Dadurch wird das Licht reduziert, was zur Folge hat das das Pflanzenwachstum gehemmt wird. Um dies zu verhindern, sollten eventuelle Ablagerungen auf den Pflanzen durch Schütteln entfernen.

Erhöhtes Krankheitsrisiko

Da Detritus der Lebensraum für Bakterien ist, können sich dort auch krankheitsverursachende Bakterien und Parasiten aufhalten und sich von dort aus im Aquarium verbreiten. Das Risiko ist sehr viel geringer, wenn neue Pflanzen und Fische vor dem Einsetzen ins Becken eine Quarantänezeit in einem separaten Becken durchleben.

Ästhetisch nicht ansprechend

Die meisten werden die Konsistenz und die Farbe die Detritus prägen als sehr unansehnlich empfinden, was dazu führt das er vollständig entfernt wird. Besonders bei Aquarien, die zu Ausstellungszwecken eingerichtet wurden, ist Mulm ein Problem darstellen.

Was frisst Mulm im Aquarium?

Tatsächlich gibt es in der Natur viele Arten von Wirbellosen, Wirbeltieren und Pflanzen, die sich nur durch den Verzehr von Kot (Koprophagie) ausgewogen ernähren können, was ein mehr oder weniger großer Bestandteil des Detritus ist. Kleinstlebewesen wie Infusorien  fressen ihn. Die meisten Fische im Aquarium vermeiden es, ihn zu fressen, weil sie den Geschmack einfach nicht mögen.

Einige Fische wie Corydoras und Plecos durchwühlen den Mulm auf der Suche nach etwas Essbarem wie Algen, Fischfutterresten oder anderen Lebewesen, fressen diesen jedoch nicht. Eine Ausnahme bilden sehr kleine Jungfische und Babyfische. Babyfische sind zu unerfahren, um zu wissen, dass Mulm kein Futter ist. Sie werden anfangs auch Mulm fressen. Aber sobald sie lernen das dies kein Futter ist, und fressen ihn nicht mehr.

Wie wird man Mulm los?

Die beste Methode, um die Entstehung von Detritus gering zu halten, sind regelmäßige Wasserwechsel, das Entfernen von Pflanzenresten und nicht gefressenem Futter. Eine ergänzende Möglichkeit ist ihn mit einem Kiessauger abzusaugen. Kiesabsauger sind dafür gedacht, Schmutz und Mulm aus dem Kies in Ihrem Aquarium zu entfernen. Sie können einen Kiessauger verwenden, um Mulm vom Bodengrund, den Pflanzen und den Scheiben Ihres Aquariums zu entfernen.

Aber müssen wir Mulm entfernen?

Wenn Sie ein gut durchströmtes Aquarium mit lebenden Pflanzen haben müssen Sie den Mulm nicht entfernen, weil die Mulmbakterien dazu beitragen, Ammoniak in Nitrite und Nitrate umzuwandeln. Die Pflanzen können dann die Nitrate als Dünger verwenden. Dieser Prozess wird als Nitrifikationszyklus bezeichnet und ist ein sehr wichtiger Bestandteil eines gesunden Aquariums.

Kann man die Mulmablagerung stoppen?

Die Mulmbildung lässt sich nicht verhindern, wenn Fische und Pflanzen vorhanden sind, weil immer Pflanzenreste und Fischabfälle entstehen aus dem sich letztlich Detritus bildet. Die einzige Möglichkeit, um eine Detritusbildung zu stoppen wäre Fische und Pflanzen aus dem Aquarium zu entfernen, aber dann wäre es auch kein Aquarium mehr. Die Antwort lautet also nein. Sie können die Mulmbildung in Ihrem Aquarium nicht verhindern.

Aber mit regelmäßigen Wasserwechseln, keine Überfütterung der Fische, herausnehmen von herumschwimmenden Pflanzenteilen, ein Beschneiden der Pflanzen und Mulm absaugen kann der Mulmgehalt im Aquarium sehr gut kontrolliert werden. Sorgen Sie für eine ausreichende Sauerstoffversorgung und entfernen Sie übriggebliebenes Futter.

Fazit

Detritus ist eine Ansammlung von abgestorbenen Pflanzenteilen, Fischabfällen und anderen Ablagerungen die durch einen Wasserwechsel, Schwammfilter oder Kiessauger reduziert werden können. Die Bildung von Detritus kann nicht verhindert werden, jedoch kann die Bildung unter Kontrolle gehalten werden.

Mulm ist ein natürliches Produkt in der Natur und im Aquarium und ist Teil des Ökosystems. Wenn Sie mehr darüber wissen und verstehen wollen wie Mulm entsteht empfehlen wir das Buch von Diana Walstad, mit dessen Hilfe Sie ein bepflanztes Süßwasseraquarium aufbauen können das zwar nicht frei von Detritus ist, aber ihr Wissen richtig angewendet, erhalten Sie ein Aquarium bei dem Sie nur Wasser auffüllen müssen. Den Rest übernimmt die Natur.

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Titelbild: Tylwyth Eldar