Gigant-Otocinclus (Hypoptopoma gulare): Haltung & Zucht

Gigant-Otocinclus (Hypoptopoma gulare)

Merkmale, Herkunft und hilfreiche Informationen zur Pflege im Aquarium

Der Hypoptopoma gulare ist ein faszinierender und eher selten gehaltener Harnischwels aus Südamerika. Er gehört zur Familie der Loricariidae und zeichnet sich durch seine seitlich abgeflachte Körperform, großen seitlich sitzenden Augen und seine friedliche, zurückhaltende Natur aus. In der Natur lebt er in den ruhigen, pflanzenreichen Uferzonen des Amazonasbeckens, wo er sich von Algenbelägen und Aufwuchs ernährt. Aufgrund seines sanften Wesens und seiner Vorliebe für ruhige Gewässer eignet er sich hervorragend für Gesellschaftsaquarien mit friedlichen Mitbewohnern.

Steckbrief Hypoptopoma gulare, Gigant-Otocinclus

Herkunft Haltung Wasserwerte Vergesellschaftung Aquarium-Einrichtung Zucht

Namen

Namen und Synonyme
Gebräuchliche Namen:
Gigant-Otocinclus, Gulare-Harnischwels
Wissenschaftlicher Name:
Hypoptopoma gulare, Cope, 1878

Herkunft

Ursprung, Habitat und Geschlechtsunterschied
Herkunft und Verbreitung
Südamerika: Die Art stammt aus Südamerika und ist hauptsächlich im Amazonasbecken verbreitet. Sein natürlicher Lebensraum umfasst Flüsse und Nebenflüsse in Ländern Brasilien, Peru und Kolumbien.
Natürlicher Lebensraum
Der Hypoptopoma gulare bevorzugt langsam fließende Gewässer mit dichter Vegetation und ist häufig in Flussuferzonen mit vielen Wurzeln und Unterständen zu finden. Er lebt in weichem, leicht saurem Wasser mit hohem Gehalt an organischem Material und ernährt sich von Algenbelägen sowie Aufwuchs auf Holz und Steinen.
Geschlechtsunterschiede
Die Männchen sind meist schlanker, haben oft eine breitere Schnauzenpartie und können ausgeprägtere Odontoden an den Brustflossen und entlang des Körpers entwickeln. Weibchen sind dagegen kräftiger gebaut, besonders im Bauchbereich, und wirken insgesamt massiger, vor allem während der Laichzeit.
Lebenserwartung
5 bis 8 Jahre

Aquariengröße
100 Liter, Länge 80 cm
Pflege
Anfänger
Fischgröße
8 bis 10 cm
Nachzucht
Substratlaicher
Soziales Verhalten
Sehr friedlich, Gesellig
Schwarmgröße
4-6
Schwimmzone
Untere Wasserschicht
Ernährung: Pflanzenfresser (Herbivor)

Der Gigant-Otocinclus ist ein überwiegend pflanzenfressender Wels, der sich in der Natur hauptsächlich von Algenbelägen, Biofilmen und Aufwuchs auf Holz und Steinen ernährt. Ergänzend nimmt er auch feine organische Partikel und gelegentlich kleine Wirbellose auf.

Ernährung im Aquarium

Um seinen natürlichen Nahrungsgewohnheiten gerecht zu werden, sollte seine Ernährung im Aquarium abwechslungsreich und pflanzenbasiert sein:

  • Algen und Aufwuchs (natürliche Nahrungsquelle im Aquarium)
  • Spirulina-Tabletten oder -Flocken (reich an pflanzlichen Proteinen)
  • Blanchiertes Gemüse (Zucchini, Gurke, Spinat, Karotten)
  • Wels-Chips mit Holzanteil (zur Unterstützung der Verdauung)
  • Weiches Holz (z. B. Moorkienholz, da viele Harnischwelse Holzfasern zur Verdauung benötigen)

Da der Gigant-Otocinclus eher ein langsamer Fresser ist, sollte darauf geachtet werden, dass genügend Futter für ihn verfügbar bleibt – besonders in Gesellschaftsbecken mit aktiveren Fischen.


Wasserwerte

Die wichtigsten Werte für das Wasser

Wassertemperatur
22 bis 28 °C
pH-Wert
6 bis 7.5
Karbonathärte
1 bis 8 °dKH
Gesamthärte
2 bis 15 °dGH

Verhalten und Vergesellschaftung

Sozialisierung und Aquarienbewohner

Hypoptopoma gulare ist ein friedlicher und eher zurückhaltender Fisch, der sich gerne an Holz, Pflanzen oder Steinen festhält. Er ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, kann sich aber auch tagsüber zeigen, wenn er sich sicher fühlt. In der Natur leben sie in lockeren Gruppen, weshalb eine Haltung in kleinen Gruppen ab 4–6 Tieren ideal ist.

  • Gesellig, aber nicht schwarmbildend – hält sich oft in kleinen Gruppen zusammen
  • Bevorzugt ruhige Bereiche mit Wurzeln und dichter Vegetation
  • Langsame, bedachte Bewegungen – frisst bevorzugt Algenbeläge und Biofilme
  • Nicht territorial, kein aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen oder anderen Fischen
Mögliche Aquarienpartner
  • Kleine und mittelgroße Salmler (z. B. Neonsalmler, Zitronensalmler, Rotkopfsalmler)
  • Zwergbuntbarsche (z. B. Apistogramma-Arten, Mikrogeophagus ramirezi)
  • Andere friedliche Welse (z. B. Corydoras, Otocinclus)
  • Friedliche Killifische oder Bärblinge
  • Garnelen & Schnecken, wenn sie nicht zu aktiv sind

⚠️ Nicht empfehlenswert:

  • Sehr aktive oder hektische Fische (z. B. große Bärblinge, lebhafte Barben)
  • Aggressive oder territorial verteidigende Fische (z. B. große Buntbarsche)
  • Große, räuberische Fische (z. B. Skalare, größere Welse)

Aquarium-Einrichtung

Ausstattung für ein artgerechtes Aquarium

Der Hypoptopoma gulare ist ein ruhiger, pflanzenliebender Harnischwels, der sich bevorzugt in dicht bewachsenen, strukturierten Aquarien aufhält. Eine naturnahe Gestaltung, die seinen Lebensraum im Amazonasgebiet nachahmt, trägt wesentlich zu seinem Wohlbefinden bei.

Die Strömung sollte leicht bis moderat sein, wobei eine gute Sauerstoffversorgung gewährleistet sein muss. Die Beleuchtung sollte gedämpft bis mittelstark sein, da die Fische schwaches Licht bevorzugen. Eine starke Filterung ist wichtig, um die Wasserqualität aufrechtzuerhalten, wobei ein Außenfilter besonders geeignet ist.

Bodengrund & Dekoration

  • Bodengrund: Feiner Sand oder abgerundeter Kies (keine scharfen Kanten, da sie mit dem Bauch aufliegen)
  • Wurzeln: Moorkienholz oder Mangrovenholz (als Versteck & Nahrungsquelle)
  • Steine: Glatte Steine oder flache Felsstrukturen als Ruheplätze
  • Verstecke: Höhlen, Wurzeln und dichte Pflanzen als Rückzugsorte

Bepflanzung

Dichte Randbepflanzung mit freiem Schwimmraum ist ideal.

  • Geeignete Pflanzen: Amazonas-Schwertpflanzen (Echinodorus), Wasserlinsen, Javafarn, Anubias, Vallisnerien
  • Schwimmpflanzen: Froschbiss, Muschelblumen (sorgen für gedämpftes Licht)

Zusätzliche Tipps

✔ Dunkler Bodengrund fördert das natürliche Verhalten
✔ Blätter (z. B. Seemandelbaum, Eichenblätter) als zusätzliche Nahrungsquelle und zur Wasseraufbereitung
✔ Leichte Strömung und weiches Wasser fördern das Wohlbefinden

 


Die Zucht von Hypoptopoma gulare im Aquarium ist bisher kaum dokumentiert und gilt als schwierig. Wie viele Harnischwelse könnten sie Höhlen- oder Substratlaicher sein, wobei das Männchen das Gelege bewacht.

Mögliche Zuchtbedingungen

  • Aquarium: Mindestens 100–150 Liter mit vielen Verstecken (Wurzeln, Höhlen, Pflanzen)
  • Wasserwerte: Weiches, leicht saures Wasser (pH 6,0–7,0, GH 2–8 °dGH)
  • Temperatur: 25–27 °C
  • Strömung: Leicht bis moderat, um natürliche Bedingungen zu simulieren
  • Futter: Hochwertige pflanzliche Kost mit Spirulina und Gemüse zur Konditionierung

Laichanregung

Eine Nachahmung der Regenzeit durch häufige Wasserwechsel mit kühlerem Wasser (Temperatur leicht absenken) und eine leichte Erhöhung der Strömung könnte das Laichverhalten auslösen.

Aufzucht der Jungfische

Falls eine erfolgreiche Eiablage erfolgt:

  • Das Männchen könnte die Eier bewachen (ähnlich wie bei anderen Hypoptopoma-Arten).
  • Nach dem Schlüpfen sollten die Larven mit feinem Staubfutter, Mikroalgen und später Artemia-Nauplien gefüttert werden.
  • Ein separates Aufzuchtbecken mit weichem Wasser kann den Erfolg erhöhen.
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Video auf youtube


Klassifikation

Taxonomie-Auszug
Ordnung
Familie
Gattung

Etymologie

Der Gattungsname Hypoptopoma setzt sich aus den griechischen Wörtern „hypo“ (ὑπό) = „unter“, „optos“ (ὀπτός) = „gesehen“ oder „sichtbar“ und „poma“ (πῶμα) = „Deckel“ oder „Verschluss“ zusammen. Dies könnte sich auf die seitlich positionierten Augen und die besondere Kopfform dieser Welse beziehen, die ihnen eine gute Sicht nach unten ermöglicht.

Der Artname gulare stammt aus dem Lateinischen „gula“, was „Kehle“ oder „Hals“ bedeutet. Dies könnte eine Referenz auf eine charakteristische Struktur oder Färbung im Bereich der Kehle dieses Fisches sein.


Literaturverweis

  1. Isbrücker, I.J.H. (1980): „Classification and catalogue of the mailed Loricariidae (Pisces, Siluriformes)“ – Eine umfassende Klassifikation der Harnischwelse.
  2. Boeseman, M. (1974): „Revision of the South American catfish genus Hypoptopoma“ – Eine detaillierte Beschreibung der Hypoptopoma-Arten.
  3. Schaefer, S.A. (1997): „The Neotropical cascudinhos: Systematics and biogeography of the Otocinclus catfish group (Siluriformes: Loricariidae)“ – Enthält auch Informationen zur nah verwandten Hypoptopoma-Gattung.
  4. Reis, R.E., Kullander, S.O. & Ferraris, C.J. Jr. (2003): „Checklist of the Freshwater Fishes of South and Central America“ – Wichtige Quelle zur Verbreitung und Taxonomie.
  5. Seidel, I. (2008): Harnischwelse – L-Welse im Aquarium – Praktische Informationen zur Haltung und Pflege.
  6. Evers, H.-G. & Seidel, I. (2002): Welse – Die große Enzyklopädie – Umfangreiche Infos über die Familie der Loricariidae.
  7. Knaack, J. (2007): Loricariidae – Die Harnischwelse Südamerikas – Ein detailliertes Nachschlagewerk.

 


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