Aktivkohle im Aquarienfilter

Verwendung von Aktivkohle im Aquarium

Aktivkohle ist eine feinkörnige Kohle mit großer innerer Oberfläche, die als Adsorptionsmittel unter anderem in Chemie, Medizin, Wasser- und Abwasserbehandlung, Klimatechnik und Aquaristik eingesetzt wird.

Aktivkohle in Aquarienfiltern

Aktivkohlefilter werden seit Jahrzehnten in Heimaquarien verwendet und sind immer noch ein häufig genutztes Filtermaterial. Mit der Entwicklung von neuen Filterarten und Filtermedien ist eine nicht endende Debatte über den Wert von Aktivkohle in Filtern entstanden. Befürworter sprechen sich dafür aus das Kohle als Standardmedium in jeden Filter gehört. Kritiker dagegen meinen das Aktivkohle nur in besonderen Fällen zum Einsatz kommen sollte und einige sind der Meinung das Filterkohle überhaupt nicht zum Einsatz im Aquarium kommen sollte.

Unabhängig davon zu welchem Urteil Sie kommen, bedenken Sie bei der Verwendung von Aktivkohle das sie nur für einen begrenzten Zeitraum Wirkung hat und das Material schnell verbraucht ist. Deshalb ist es wichtig die Kohle regelmäßig im Filter auszutauschen, da sie sonst wirkungslos ist.

Was ist Aktivkohle?

Aktivkohle wird aus kohlenstoffhaltigem Material hergestellt, das bei sehr hohen Temperaturen wärmebehandelt wurde, um viele winzige Poren und Kanäle zu erzeugen, wodurch seine Oberfläche stark vergrößert wird.

Kohle hat die Eigenschaft das sich Materialen an sie binden, wodurch Schadstoffe aus Luft und Wasser in der Aktivkohle hängen bleiben und somit aus Wasser und Luft entfernt werden. Je nach Herstellung der Aktivkohle kann sie eine unterschiedliche Form annehmen und für unterschiedliche Zwecke verwendet werden.  In der Aquaristik wird meist GAK oder körnige Kohle verwendet.

Aktivkohle wird, abhängig von der Anwendung, für die sie verwendet werden soll in verschiedenen Formen und Größen hergestellt:

  • Biologische Aktivkohle (BAC)
  • Formaktivkohle auch extrudierte Aktivkohle (EAC)
  • Granulierte Kornaktivkohle (GAK)
  • Pulveraktivkohle (PAK)

Aktivkohle kann aus unterschiedlichen Basismaterialien hergestellt werden, wobei das Material die Porengröße der Aktivkohle bestimmt. Materialien wie Kohle, Kokosnüsse, Torf, Bambus und Holz werden alle zur Herstellung von Aktivkohle verwendet. Für die Verwendung in Aquarien ist Steinkohle das beste Material.

Was Aktivkohle bewirkt

Aktivkohle adsorbiert eine Reihe von gelösten Schadstoffen wie Chloramin und Chlor, Tannine und Phenole, wodurch das Aquarienwasser nicht gelb wird.

Aktivkohle kann jedoch nicht alle Schadstoffe im Aquarium entfernen. Vor allem entfernt sie kein Ammoniak, Nitrit oder Nitrat. Daher hilft sie bei der Einrichtung des Aquariums nicht bei der Beseitigung von Giftstoffen. Erhöhte Ammoniak-, Nitrit- oder Nitratwerte müssen mit Wasserwechseln oder anderen Methoden behandelt werden.

Auch Schwermetalle, wie Blei oder Kupfer kann sie nicht entfernen. Wenn Ihre Wasserquelle Schwermetalle enthält, verwenden Sie ein Wasseraufbereitungsmittel, bevor Sie das Wasser in das Aquarium geben.

Aktivkohle und Medikamente

Die meisten Medikamente, die zur Behandlung von Fischkrankheiten eingesetzt werden, können durch Aktivkohle adsorbiert werden. Darum ist es wichtig den Kohlefilter zu entfernen, bevor die Fische im Aquarium mit einem Medikament behandelt werden. Nach Abschluss der Behandlung kann der Kohlefilter erneut eingesetzt werden, wodurch alle Reste des Medikaments aus dem Aquarienwasser entfernt werden.

Platzierung im Filter

Da die Kohle ihre adsorbierende Wirkung schneller bei der Berührung mit den vielen Ablagerungen aus dem Aquarium verliert, sollte sie als Filtermedium erst nach der mechanischen Filterung platziert werden. Je unsauberer ihr Aquarium ist und umso mehr Ablagerungen sich im Filter ansammeln umso kürzer ist die Wirkungszeit der Aktivkohle.

Auswechseln der Filterkohle

Die Aufnahmekapazität der Filterkohle ist endlich und irgendwann ist sie gesättigt, was dazu führt, dass keine weiteren Verunreinigungen mehr entfernt werden können. Deshalb ist es wichtig das Filtermedium regelmäßig einmal im Monat auszutauschen. Längere Wechselintervalle schaden nicht, jedoch verliert Kohle ihre Fähigkeit, Giftstoffe aus dem Wasser zu entfernen. Wenn Sie eine Gelbfärbung des Wassers feststellen oder einen Geruch in Ihrem Becken wahrnehmen, ist es höchste Zeit, das Filtermedium zu wechseln.

Mythos vom Reaktivieren der Adsorption

Es existieren Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Reaktivierung der Adsorptionsfähigkeit von Aktivkohle durch Backen im Ofen. Diese Anleitungen gehören in den Bereich der Mythen. Die Temperatur und der Druck, die erforderlich sind, um erschöpfte Filterkohle zu reaktivieren, können in keinem Küchenofen erreicht werden. Es ist besser, einfacher und günstiger neue Filterkohle im Zoogeschäft zu kaufen, wenn Sie Ihre Filterkohle ersetzen müssen. Unbenutzte Filteraktivkohle sollte immer luftdicht aufbewahrt werden, da sonst Gerüche und Chemikalien aus der Luft aufgenommen werden, was den Kohlefilter unbrauchbar macht.

De-Absorption der Filterkohle

Es kursieren Geschichten darüber das die Filterkohle, sobald sie ihre Kapazität erreicht hat, die gebundenen Stoffe zurück an das Wasser abgibt. Auch wenn dies technisch möglich ist, so sind die Voraussetzungen dafür im Aquarium nicht vorhanden. Es findet keine De-Absorption der Aktivkohle im Aquarium statt.

Erhöhter Phosphatgehalt

Je nach Herstellungsverfahren ist es möglich das bestimmte Aktivkohlefiltermedien auch Phosphat enthalten. Achten Sie beim Kauf darauf, ob ihr Filtermedium phosphatfrei ist. Es ist möglich das bereits in der Aktivkohle vorhandenes Phosphat in das Aquarienwasser eingespült wird.

Wenn Sie nach dem Einsatz von Filterkohle Probleme mit dauerhaft erhöhtem Phosphat haben und keine andere Ursache finden können, entfernen Sie die Aktivkohle vollständig. Führen Sie eine längere Zeit über eine normale Aquarienpflege durch und prüfen Sie, ob der Phosphatwert weiterhin erhöht bleibt. Wenn er hoch bleibt, war die Filteraktivkohle sehr wahrscheinlich nicht der Grund für den erhöhten Phosphatwert.

Verwendung von Aktivkohle

Grundsätzlich ist die Verwendung von Aktivkohle im Aquarienfilter eine positive Sache, die jedoch bei regelmäßigen Teilwasserwechseln nicht unbedingt notwendig ist. In der Regel reicht die biologische und mechanische Filterung in Kombination mit Wasserwechsel und der Verwendung von entchlortem Wasser vollkommen aus. Die Verwendung ist nur ein zusätzlicher Kostenfaktor, da die Kohle jeden Monat ausgetauscht werden muss.

Wenn Sie Kohle als Filtermedium verwenden sollten einige Dinge beachtet werden.

Die Aktivkohle adsorbiert nicht nur Schadstoffe, sondern ist auch Lebensraum von nützlichen Bakterien. Da die Kohle regelmäßig ausgetauscht werden muss, geht damit auch regelmäßig ein Teil des Biofilters verloren. Die Menge die dabei verloren geht ist abhängig von der Größe des Kohlefilters und den restlichen Filtermedien. Es kann durchaus passieren das nach einem Aktivkohlefilterwechsel zu einem Ammoniakanstieg kommt. Um dies zu verhindern ist es wichtig Schwämme, Biokugeln oder Keramikkugeln in ausreichender Menge im Filter vorhanden sind.

Es gibt Berichte das sich feiner Kohlenstaub an den Kiemen von Fischen festgesetzt hat, weil pulverförmige Aktivkohle zum Einsatz kam, die nicht in einem Filterbeutel verpackt war. Die Fische sind gestorben.

Die Verwendung größerer Aktivkohlepellets oder -granulate und das Abspülen des Staubs mit destilliertem Wasser vor dem Einsetzen in die Filterkammer kann dieses Problem verhindern. Filteraktivkohle sollte immer mit destilliertem oder deionisiertem Wasser abgespült werden, damit schon vor der Verwendung im Aquarium Chlor aus dem Leitungswasser adsorbiert wird.

Titelbild: Aleš Tošovský