Infusorien selbst züchten
Wenn Sie den Gedanken verfolgen Fische zu züchten oder unerwartet einige Jungfische in ihrem Aquarium entdecken, werden Sie nicht umhin kommen sich mit der Ernährung von neugeborenen Fischen zu befassen. In den ersten Lebenstagen vieler frisch geschlüpfter Fische sind Infusorien die Wahl des ersten Futtermittels. Infusorien wissenschaftlich als Animalcula infusoria bezeichnet und Umgangssprachlich als Aufgusstierchen sind für viele Jungfische die einzige Nahrungsquelle. Was Infusoria ist und woher Sie sie bekommen oder selbst machen, beschreiben wir in diesem Artikel.
Was ist Infusoria?
Der Begriff Infusoria bezieht sich auf eine Gruppe von winzigen bis mikroskopisch kleinen Organismen, die in jedem Süßwasser vorhanden sind, das nicht keimfrei ist.
Mehr als 2000 Mikroorganismen gehören zur Gruppe der Infusoria, wobei sich die Mikroorganismen in Bakterien, Pilze, Viren und Einzeller einteilen lassen. Bei den Infusorien für unsere Jungfische interessieren uns vor allem die proteinreichen einzelligen Organismen als Nahrungsquelle, die sich in zersetzenden organischem Material entwickeln, daher auch der Name Infusoria. In einer Infusoria-Kultur existiert eine hohe Anzahl an Mikroorganismen.
Zu den einzelligen Infusorien gehören:
- Kugelalgen
- Amöben
- Euglena
- Pantoffeltierchen
- Rädertierchen
- Trompetentierchen
- Glockentierchen
Infusorien sind für Aquarianer wichtig, die Fische züchten, weil viele frisch geschlüpften Jungfische sich in den ersten Tagen ihres Lebens ausschließlich von mikroskopisch kleinen Organismen ernähren. Ein ausreichender Vorrat an Infusorien ist deshalb für den Erfolg der Aufzucht von Jungfischen häufig eine Voraussetzung.
Wo werden sie gefunden?
Infusorien leben in wässrigen Umgebungen und können überall, wo Wasser vorhanden ist, gefunden werden. Während Trinkwasser relativ frei von Mikroorganismen ist, sind Flüsse, Seen und andere Gewässer voll mit mikroskopisch kleinen Organismen. Selbst die Pfützen am Straßenrand sind voll mit ihnen.
Wie in allen Gewässern gibt es auch in Aquarien Infusorien, allerdings reichen die Mengen in der Regel nicht für die Aufzucht von Jungfischen aus. Aus diesem Grund müssen Fischzüchter ihre eigenen Kulturen anlegen, um genügend Nahrung für ihre frisch geschlüpften Jungfische zu haben. Die Aufzucht von Infusorien ist einfach und erfordert pflanzliches Material, Wasser und ein Gefäß. Bevor Sie jedoch Ihre eigene Infusorien Kultur anlegen, sollten Sie wissen, weshalb Infusorien aus Teichen und anderen freien Gewässern vermieden werden sollten.
Es ist naheliegend auf den Gedanken zu kommen sich eine Infusorien-Kultur aus dem nächsten Teich oder Tümpel zu holen, um so eine Starterkultur zu haben. Da die Natur eine Vielzahl an Mikroorganismen hervorgebracht hat gibt es darunter auch Organismen die besser nicht in das heimische Aquarium gelangen sollten. Ein kleines Glas Teichwasser kann z.B. die Larven von Planarien, Wasserschiffern und weiteren terrestrischen und aquatischen Kleinstlebewesen enthalten, was zu Problemen im heimischen Aquarium führen wird.
Kultivierung von Infusorien
Was Sie benötigen
- Ein Gefäß ab 1 Liter Fassungsvermögen, je größer, umso erfolgreicher ist die Kultivierung.
- ¾ Liter Aquarienwasser
- ¼ Liter abgekochtes Leitungswasser
- ¼ des Gefäßvolumens für zerkleinertes Gemüse oder andere Nährstoffe
Das Glas sollte sauber sein und auch keine Rückstände an Reinigungsmitteln enthalten. Die beste Wasserquelle ist Aquarienwasser, da die darin enthaltenen Mikroorganismen das Wachstum der Infusorien Kultur im Glas fördern. Alternativ kann auch Leitungswasser verwendet werden. Der Prozess ist dann etwas langsamer. Als Nährstoffquellen eignen sich alle unten aufgeführten Materialien. Eine gute Wahl sind verschiedene Gemüsesorten die frisch oder auch konserviert sein können. Bei der Verwendung von mehreren Gemüsesorten erhöht sich die Erfolgsquote der Kultur.
Nährstoffe für Infusorien-Kultur
- Rosenkohl
- Gefrorene Erbsen (Schale entfernen)
- Karotten
- Salatgurken
- Spinatblätter
- Grünkohl
- Bananenschalen
- Gras
- Kopfsalat (blanchiert oder getrocknet)
- Milch
- pulverisierte Getreidesorten
- Kaninchenpellets
- Rohe Kartoffel
- Gekochter Reis
- Stroh
- Hefe
Anleitung
Das Gemüse sollte in Stücke um die 2,5 cm zerkleinert werden. Bei Verwendung von Erbsen sollte die Schale entfernt werden. Fügen Sie das Gemüse ins Glas und übergießen Sie es mit abgekochten heißem Wasser, wobei Sie nur so viel Wasser auffüllen, bis das Gemüse unter Wasser steht. Das heiße Wasser bricht die harte Oberfläche des Gemüses auf, was die Bildung von Bakterien beschleunigt.
Lassen Sie das Gemüse etwa 5 Minuten im Wasser stehen. Danach entfernen Sie das Wasser aus dem Glas und füllen das Glas mit Aquarienwasser auf. Lagen Sie das Glas an einem sonnigen Platz. Das Sonnenlicht liefert die Energie, die das Gemüse zerfallen lässt und die Vermehrung der Bakterien begünstigt. Die Bakterien wiederum werden von den Infusorien gefressen, was dazu führt das das Wasser klarer wird. Wenn Sie die Mischung gelegentlich umrühren, vermeiden Sie die Bildung eines schaumigen Absatzes auf dem Glasboden und fördern die Bildung.
Nach etwa 2 bis 3 Tagen sollte das Wasser zunehmend trüber werden. Dies ist ein Zeichen dafür das sich das Gemüse zersetzt und sich die Bakterien bilden. Sobald sich die Infusorien vermehren, wird das Wasser zunehmend klarer und die Infusorien sind reif zur Verfütterung.
In manchen Fällen kann man die Bewegung der Infusorien mit bloßem Auge erkennen. Die Untersuchung eines Wassertropfens unter dem Mikroskop wird das Wachstum der Infusorien bestätigen. Bei der Zersetzung des Gemüses und der Entwicklung der Bakterien werden Gerüche entstehen, weshalb die Aufzucht an einem belüfteten Platz erfolgen sollte.
Wie man sie verwendet
Die Verwendung Ihrer Kultur ist ganz einfach. Entnehmen Sie mehrfach am Tag kleine Mengen des Infusorien-Wassers am besten mit einer Pipette und verfüttern Sie einige Tropfen davon an ihre Jungfische. Jeder einzelne Tropfen enthält eine hohe Konzentration an Infusorien.
Die winzigen Jungfische müssen mehrmals täglich mit Infusorien gefüttert werden, bis sie groß genug für andere Nahrung sind, wie Artemia-Nauplien oder kommerziell zubereitetes Jungfischfutter.
Geben Sie nicht zu viel von der Infusorien-Flüssigkeit hinzu, so vermeiden Sie eine hohe Wasserbelastung im Aufzuchtbecken ihrer Jungfische.
Haltbarkeit und Lagerung
Bewahren Sie die Infusorien-Kultur bei Raumtemperatur an einem Platz auf wo kein Sonnenlicht hinfällt. Bei normalen Tageslicht verlangsamt sich die Entwicklung von Bakterien und Infusorien und macht die Infusorien-Lösung für mindestens 2 Tage haltbar. Danach wird das Wasser erneut trübe, weil sich die Bakterien explosionsartig vermehren, während sich die Infusoria nicht mehr weiterentwickelt und einen Fäulnisgeruch verbreitet.
Extreme Temperaturschwankungen verringern die Lebenszeit der Infusorien-Kultur. Der Kühlschrank ist deshalb nicht der richtige Ort zur Aufbewahrung.
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Bewährte Praxistipps bei der Infusorien-Kultivierung
- Beginnen Sie 3 bis 4 Tage nach ihrer ersten Kultur mit einer neuen Kultur. So haben Sie immer ausreichend verfügbar.
- Verschließen Sie nicht das Gefäß ihrer Kultur. Ein Tuch oder locker aufgelegter Deckel sorgen dafür das nichts hingelangen kann.
- Beschriften Sie ihre Kulturen mit Datum der Erstellung, Datum bis zur Reife und Verfalldatum. So behalten Sie stets den Überblick.
Häufig gestellte Fragen zur Infusorienzucht:
Frage: Ich habe Schwierigkeiten, Infusorien zu züchten. In einem Glas auf dem Fensterbrett habe ich Fischmulm als Nährstoffgrundlage, einige Schnecken und Javamoos platziert. Das Glas wird von Sonnenlicht durchflutet, und das Javamoos gedeiht prächtig. Dennoch entwickelt sich keine Algenblüte mit einzelligen Algen, die ich für die Infusorienzucht benötige.
Antwort: Es scheint, dass die einzelligen Algen im begrenzten Wasservolumen Schwierigkeiten haben, mit der gut wachsenden Wasserpflanze zu konkurrieren. Es ist möglich, dass im Wasser allelopathische Wirkstoffe vorhanden sind, die das Wachstum der Algen und somit der Infusorien hemmen.
Eine Lösung könnte darin bestehen, das Javamoos zu entfernen, weil es wahrscheinlich chemische Verbindungen produziert, die das Wachstum der einzelligen Algen hemmen und somit die Bildung der benötigten Algenblüte für die Infusorienzucht behindern.