Iwagumi Aquarium- Aquascape-Stil nach japanischem Vorbild

Iwagumi Aquarium: Aquascape-Stil nach japanischem Vorbild


Erstmalig erschien der Iwagumi-Aquascape-Stil 1985 durch den 2015 verstorbenen Japaner Takashi Amano. Der weltweit berühmte Aquarianer hat mit der Entwicklung dieses Aquascapes ein minimalistisches Layout geschaffen in dem sich die japanische Kultur, Spiritualität und Liebe zur Schönheit und Einfachheit der Dinge wieder spiegelt.

Obwohl das Iwagumi Aquascape auf den ersten Blick sehr einfach aussieht gehört es zu den schwierigsten und anspruchsvollsten Aquascape-Stilen überhaupt. Die Herausforderung besteht darin nur 1 bis 2 Pflanzenarten zu nutzen die langsam wachsen und deshalb zu Algenproblemen im Aquarium führen.

Sein erstes Iwagumi-Aquascape realisierte Amano in einem Aquarium mit 60 cm Kantenlänge. Dabei verwendete er Senmigawa-Steine und zur Bepflanzung mit Echinodorus tenellus und als Fischbesatz Kardinalsalmler.

Später realisierte er ein identisches Iwagumi Becken mit einer Kantenlänge von 120 cm, einer Tiefe von 45 cm und einer Höhe von 45 cm. Noch immer können seine Iwagumi-Aquarien in der ADA-Galerie in Japan besichtigt werden, was auch tausende von Besuchern im Jahr machen.

Merkmale eines Aquascape im Iwagumi-Stil

Iwagumi kommt aus dem Japanischen und lässt sich sinngemäß als Felsformation übersetzen wobei bei der Landschaft felsenartig aussehende Steine die Hauptrolle spielen. Drei Felsen bilden dabei die Grundstruktur des Aquascape. Traditionell besteht die Formation aus einem größeren und zwei kleineren Steinen.

Harmonie und Einheit durch Einfachheit zu erreichen, erscheint einfach umsetzbar, ist jedoch ein schwieriges Unterfangen. Beim Iwagumi geht es nicht darum, einfach nur eine Reihe von Steinen anzuhäufen, sondern sie auf eine fließende, natürliche und großzügige Weise zu platzieren. Am Ende der Kreation soll alles miteinander harmonieren und in einer Gesamtbeziehung stehen.

Iwagumi ADA
Foto:aquadesignamano auf Youtube

Grundlegende Gestaltungsregeln und -techniken

Es gibt keinerlei Beschränkungen was die Anzahl und die Art der Steine betrifft. Einzig klar formulierte Regel ist das kein Gefühl von Symnetrie im Iwagumi Aquascape erreicht werden soll. Deshalb wird immer eine ungerade Anzahl an Steinen verwendet, z.B. 3, 5, 7, etc.  Aus diesem Grund basieren auch nicht alle Iwagumi Landschaften im Stil einer dreisäuligen Felsformation (japanisch Sanzon).

Beliebte Steine für dieses Aquascape sind: Seiryu-, Mantensteine sowie der Ohko-Drachenstein. Das Ziel ist es, eine Gruppe von Steinen zu bilden, die sich in Farbe und Textur ähneln, sich aber in Form und Kontur unterscheiden. Bei der Auswahl der Steine sollte daher ein Typ eines beliebigen Steins gewählt werden.

Unabhängig von ihrer Anzahl hat jeder Stein im Iwagumi-Layout einen Namen und eine bestimmte Funktion:

  1. Hauptstein Oyaishi

Der Hauptstein wird Oyaishi genannt, er ist der größte und schönste aller Steine und steht immer im Mittelpunkt der Iwagumi-Landschaft. Eine perfekte Platzierung erfolgt nach der Drittel-Regel, wobei der hauptstein zwei Drittel der Höhe des Beckens einnimmt. Nach der Regel des Goldenen Schnitts ist die das perfekte Verhältnis für den Betrachter. Für ein natürliches Aussehen wird der Hauptstein leicht in Richtung der Wasserströmung geneigt. Diese Technik führt dazu das es dem natürlichen Aussehen von Flusssteinen entgegen kommt.

  1. Zweiter Stein Fukuishi

Der zweite Stein, der auch zugleich der zweitgrößte Stein ist, trägt den Namen Fukuishi. Zu beachten ist das dieser Stein in Farbe und Textur dem Hauptstein Oyaishi ähnelt, nur eben kleiner.  Die Platzierung des Steins kann links oder rechts vom Hauptstein erfolgen. Der Zweck des Steins ist es den größeren Hauptstein auszugleichen und gleichzeitig eine Spannung im Bildnis zu erzeugen.

  1. Dritter Stein Soeishi

Der dritte Stein mit der Bezeichnung Soeishi wird neben dem zweiten Stein dem Fukuishi platziert. Zusammen sorgen der zweite und dritte Stein für eine stärkere Betonung des Hauptsteins.

  1. Vierter Stein Suteishi

In einem klassischen Sanzon Iwagumi Aquascape wird der Suteishi-Stein weggelassen. Er ist der  viertgrößte Stein in einer Iwagumi-Landschaft und wird auch Opferstein genannt. Der Zweck dieses Steins ist es weniger aufzufallen aber trotzdem zusammen mit den anderen Steinen eine einheitliche  Felsformation zu bilden. Damit er weniger auffällig ist wird er mit Pflanzen verdeckt werden.

Hier ist ein Beispiel für ein Iwagumi-Aquarium, die aus allen oben genannten Steintypen besteht:

Felsenartige Steine
Foto:aquadesignamano auf Youtube

Empfohlene Pflanzen für ein Iwagumi-Aquascape

Da beim Aquascape im Iwagumi-Stil der Fokus auf den Steinen liegen soll und damit diese nicht von Pflanzen überwuchert werden können ist die Auswahl an Pflanzenarten stark eingeschränkt. Bei der Verwendung von niedrig teppichartigen Pflanzen entsteht viel Freiraum im Becken und der Schwerpunkt der Betrachtung verbleibt auf den Steinen.

Die beliebtesten Iwagumi-Stil Pflanzen sind kleine Teppichpflanzen wie:

Zur Verwendung an Steinen:

  • Pogostemon helferi
  • Riccia fluitans

Iwagumi-Aquascape Hintergrundpflanzen:

Geeignete Fische für das Iwagumi-Aquarium

Die Betonung eines Iwagumi-Aquariums liegt auf Harmonie und Einfachheit. Dies sollte sich auch bei der Verwendung der eingesetzten Fische wieder spiegeln. Die Fische sollen durch ihre fließenden Bewegungen das Gefühl der Ruhe im Aquascape zu verstärken. Deshalb sollten Sie keine größeren Fische im Becken einsetzen, stattdessen sind kleine Schwarmfische, wie Salmler oder Bärblinge eine gute Wahl.

Eine gute Option sind die folgenden Arten für Iwagumi-Aquarien:

Alle diese Arten werden wegen ihres ruhigen und sanften Verhaltens eingesetzt. Bedenken Sie das diese Fische immer in Gruppen von mindestens 10-12 Tieren zu halten sind.

Schwierigkeiten und Probleme beim Iwagumi Aquascape

Auf den ersten Blick erscheint das Iwagumi-Aquascape ein leichter Aquascape-Stil zu sein. Tatsächlich aber gehört dieser Stil zu den schwierigsten Aquascape-Stilen überhaupt. Er ist nicht nur schwierig in der Umsetzung auch die spätere Pflege dieses Stils ist selbst für erfahrene Aquarianer eine Herausforderung.

Vor allem die eingeschränkte Pflanzenauswahl macht es nicht leicht. Die Iwagumi-Pflanzen benötigen ein Substrat, das den Wurzelwuchs fördert, aber auch gleichzeitig eine gute Wasserfilterung ermöglicht. Die Kombination von nur ein bis zwei Pflanzen im Aquarium ist bei diesem Aquascape ist stark Algenanfällig.

Beobachten sie das Aquarium sehr genau und reagieren Sie frühzeitig, sobald sich die ersten Algen entwickeln.  Eine Lösung für dieses Problem besteht darin, die Beleuchtungsdauer auf etwa 6 Stunden pro Tag zu begrenzen.

Eine weitere gute Lösung zur Vermeidung von anfänglichem Algenwachstum ist die Anwendung der Trockenstart-Methode bei der Einrichtung eines Iwagumi-Aquariums.

Einrichten eines Iwagumi-Aquascape mit der Trockenstartmethode

Damit die Pflanzen gut wachsen können wird das bepflanzte Aquarium zunächst nicht mit Wasser gefüllt. Es wird lediglich so viel Wasser zugeführt wie die Pflanzen benötigen. Voraussetzung für die Trockenstartmethode sind ein nährstoffreiches Substrat und eine gute Aquarienbeleuchtung.

Die Trockenstartmethode, auf Englisch Dry-Start-Method oder auch DSM geht auf den Hobby-Aquarianer Tom Barr zurück, der diese Methode entwickelte, um Algenprobleme beim Start von Iwagumi-Aquarien zu vermeiden.

Und so funktioniert es:

Die meisten der Pflanzen, die im Aquarium eingesetzt werden, wachsen emers, also über der Wasseroberfläche, jedoch in einer Umgebung mit viel Feuchtigkeit.

Ähnlich funktioniert die Dry-Start-Methode von Barr. Der Bodengrund wird nur so weit mit Wasser geflutet, das nur der tiefste Punkt unter Wasser ist. Der restliche Boden wird mit Wasser besprüht so dass ausreichend Feuchtigkeit für die Pflanzen zum Wachsen vorhanden ist. Um die notwendige Luftfeuchtigkeit für die Pflanzen zu erzielen, wird das Becken mit einer Folie bis auf eine klein Ecke abgedeckt. Der kleinere freibleibende Teil dient der Luftzirkulation. Die Beleuchtung wird für 8 bis 10 Stunden täglich eingeschaltet.

Die eingesetzten Pflanzen verbleiben nun zwischen 4 und 8 Wochen in ihrer emersen Umgebung, bevor das Aquarium komplett mit Wasser befüllt wird. Dabei wird das Substrat täglich mit Wasser besprüht, um die Feuchtigkeit im Substart und der Luft aufrechtzuerhalten.

Während dieser Zeit ernähren sich die Pflanzen von den Nährstoffen, die in dem Substrat enthalten sind, entwickeln neue Wurzeln und vergrößern ihre Wachstumsfläche. Nachdem die Trockenphase vorüber ist, kann das Becken geflutet werden, und der Wasserwechsel kann beginnen. Es ist wichtig, das Aquarium in dieser Phase nicht mit Fischen zu besetzen. Schneiden Sie die Pflanzen, um neues und schnelleres Wachstum zu fördern, und machen Sie nach ein oder zwei Tagen einen großen Wasserwechsel (70-80 %).

Titelbild: Peter Kirwan

Liquid Garden 60P Iwagumi Aquarium Vorstellung | Liquid Nature